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Die fünf Grundelemente kooperativen Lernens
Die 5 Grundelemente des aktiven kooperativen Lernens helfen, den Fokus auf die Bedingungen für gelingendes menschliches Lernen nicht zu verlieren:
- Herstellung und Aufrechterhaltung eines Gemeinschaftsgefühls „Wir sind ein Team“
- Herstellung und Aufrechterhaltung eines Gefühls der individuellen Verantwortlichkeit für das Lerngeschehen in jede(m/r) Teilnehmer(in): „Ich werde gebraucht“ „Ich bin wertvoll“ „Es kommt (auch) auf mich an“
- Reflektion des Gruppenprozesses „Was haben wir gut gemacht?“ „Was können wir verbessern?“ „Was nehme ich mir/wir uns für das nächste Mal vor?“
- Ständiges Achten und Entwickeln der notwendigen Sozialkompetenzen „Was für ein Verhalten ist notwendig, damit wir die Gruppenaufgabe bewältigen?“ „Wie sieht dieses Verhalten aus?“ „Wie hört es sich an?“ „Wie fühlt es sich an?“
- Ermöglichen und Vorbereiten direkter Interaktion, Gestaltung des Lern- und Begegnungsraums
Gruppen helfen beim individuellen Lernen
Es gibt viele Wege, wie Schüler einander beim individuellen Lernen unterstützen können.
Einige Beispiele:
- Wenn die Gruppe überlegt hat, wie gut sie als Gruppe zusammengearbeitet hat, kann jedes Gruppenmitglied sich individuelle Ziele setzen, was es beim nächsten Mal besser machen möchte, um die Gruppenergebnisse zu verbessern. Indem sie diese Ziele offen in der Gruppe nennen, sind sie motiviert, sie auch zu erreichen.
- Lernpartner: Die einzelnen Schülerinnen und Schüler können ermutigt werden, sich selbst persönliche Lernziele für die nächste Woche zu setzen (kognitive wie Verhaltensziele), indem ihnen ein „Lernpartner“ zur Seite gestellt wird, der dafür verantwortlich ist, der Schülerin/dem Schüler zu helfen und sie/ihn an die gesetzten Ziele zu erinnern. Am Ende der Woche kann man dem Lernpartner Bonuspunkte oder eine klassenöffentliche Anerkennung geben, wenn die Lernziele erreicht wurden.
- Köpfe zusammen: Während einer Unterrichtsstunde kann die Lehrperson das Verständnis der Schülerinnen und Schüler testen, indem sie der Klasse eine Fragestellung gibt, die sie in den Gruppen diskutieren soll, und dann jeweils einzelne („Nummerierte Köpfe“) in den Gruppen die Gruppenantwort geben lässt. (Eine Art der individuellen Verantwortlichkeit, die sicherstellt, dass alle Gruppenmitglieder die Antwort verstehen. – Kagan 1985)
- Gruppenwiederholung: Vor einer individuell zu absolvierenden Klassenarbeit können die Schüler in ihren Gruppen reihum Wiederholungsfragen entwickeln. (Eine gute Gelegenheit, der Klasse „Blooms Taxonomie“ nahe zu bringen und sie Fragen für jede Stufe entwickeln zu lassen.) Die Gruppen können dann jeweils andere Gruppen auffordern, „Köpfe zusammen!“ und eine Antwort fordern. Dies kann man gut als lebendigen Gruppen-Wettkampf organisieren
Gruppen-Berichte und -Aufsätze
- Nach einem kleinen Gruppen-Projekt, einer Gruppen-Erkundung oder einer Diskussion schreibt jedes Gruppenmitglied einen individuellen Bericht, der auch individuell bewertet wird. Die Gruppenmitglieder erhalten Bonuspunkte, wenn alle Mitglieder mindestens eine „zwei“ erreichen.
- Im Fach Deutsch schreiben die Gruppenmitglieder ihre eigenen Aufsätze und redigieren die Aufsätze der anderen Mitglieder um einen möglichst hohen Qualitätsstandard sicherzustellen. Zusätzlich zu den individuellen Noten wählt die Lehrperson einen Aufsatz aus, um der Gruppe eine Gruppen-Note für Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung zu geben.
- In „Gegen-Lesen-Gruppen“ lesen, diskutieren und bewerten Gruppen die anonym eingereichten Aufsätze anderer Gruppen, geben wertvolle Rückmeldungen und lernen gemeinsam die Kriterien für gute Aufsätze verstehen.
- Die Gruppenmitglieder zerlegen einen zu verfassenden Bericht in verschiedene Teile, jedes Gruppenmitglied ist für einen Teil des Berichtes verantwortlich. Die Gruppenmitglieder müssen die Teile des Berichts in einem Bericht integrieren und erhalten eine Gruppen-Note für den Gesamtbericht. Jedes Mitglied erhält außerdem eine individuelle Note für seinen Teil.
Gruppenbezogene Tests
Man kann normale Tests nutzen, um die Kooperation in den Gruppen zu stärken, indem man die Bewertungstechniken verändert.
Hier einige Möglichkeiten:
- Jedes Gruppenmitglied erhält sogenannte „Lernerfolgspunkte“ für Leistungssteigerungen seit dem letzten Test. Die Gruppe erhält die Summe aller „Lernerfolgspunkte“ ihrer Mitglieder. Auf diese Weise werden die Mitglieder, die ihre Leistung am meisten steigern konnten, besonders wertvoll für die Gruppe. Oft sind dies gerade die schwächeren Schüler der Gruppe, die nur selten die Anerkennung und Wertschätzung der Lehrer und der Mitschüler erfahren.(Mehr hierzu bei Slavin 1978/1986 und Kagan 1985)
- Nach einer Gruppenarbeitsphase erhält jedes Gruppenmitglied die im individuellen Test erreichte Durchschnittspunktzahl aller Gruppenmitglieder.
- Alternativ: jedes Gruppenmitglied erhält zusätzlich zur persönlich erreichten Punktzahl Gruppen-Bonuspunkte, wenn alle Mitglieder der Gruppe eine festgesetzte Leistung, z.B. 85% der erreichbaren Punkte erreicht haben.
- Die Gruppen bearbeiten als Gruppe den Test und müssen sich dafür für jede Frage auf eine Antwort einigen. (Ein guter Weg, „Prüfungsangst“ zu überwinden und die Schüler auf spätere individuelle Tests vorzubereiten.)
Gruppen-Projekte und -Präsentation
- Beobachtung durch den Lehrer: Machen Sie am Anfang klar, dass sie die Gruppen beobachten werden und dass Sie die Mitarbeit eines jeden einzelnen bewerten werden.
- Bewertung durch die Gruppe: Die Gruppe bewertet die Leistung eines jeden Mitglieds. Hier ist die 1-5 Finger-Methode schnell und leicht zu nutzen. Eine andere Möglichkeit ist, dass der Lehrer der Gruppe eine Anzahl von Punkten gibt, und die Gruppe diskutiert, wie die Punkte auf die einzelnen verteilt werden, in Abhängigkeit von der Leistung des einzelnen.
- Selbstbewertung: Die einzelnen Mitglieder bewerten sich oft strenger als ihre Gruppenkameraden.
- Selbst- und Gruppen-Einschätzung: Jedes Gruppenmitglied schreibt seinen Namen und eine Note auf ein Blatt Papier. Dann schreibt jedes Gruppenmitglied auf jeden Zettel „Stimme zu“ oder „Besser“ oder „Schlechter“. (Diese Idee stammt aus dem Buch „Teaching Students to Self-Evaluate“, herausgegeben von Carol Rolheiser) Solche Techniken der Selbst- und Gruppen-Einschätzung helfen bei der Reflexion des Gruppenprozesses und dem Setzen zukünftiger individueller Ziele.
Individuelle Verantwortungsübernahme
T.E.A.M. = Toll Ein Anderer Macht's ??
Ein weit verbreiteter Vorwurf gegen die Gruppenarbeit in der Schule ist der Verdacht - der sich ja auch in vielen Klassenzimmern bewahrheitet - dass in der Gruppe die/der Beste die Arbeit erledigt und die anderen sich zurücklehnen, sich mit anderen Aktivitäten ablehnen und im Endeffekt weniger lernen.
Wie erreicht man beim Kooperativen Lernen, dass diese Gefahr gebannt wird?
Alles, was in den Gruppen eine Positive Abhängigkeit, ein Gemeinschaftsgefühl, entstehen lässt, hilft zugleich sicher zu stellen, dass jede Schülerin und jeder Schüler sich persönlich für ihre/seine Gruppenbeiträge verantwortlich fühlt, und dass alle sich gegenseitig in ihrer Arbeit unterstützen.
So hilft z.B.:
- Weisen Sie jeder Schülerin, jedem Schüler eine spezielle Rolle wie Ermutiger, Protokollführer, Gruppensprecher, Zeitwächter ... zu.
- Lassen Sie jede Schülerin, jeden Schüler Expertenwissen in einem speziellen Bereich erwerben, verbunden mit der Aufgabe, seine Spezialkenntnisse an die Gruppe weiter zu geben.
- Lassen Sie jedes Gruppenmitglied einen Teil des Gruppen-Arbeitsberichtes schreiben.
- Lassen Sie jedes Gruppenmitglied seine Beiträge in einer anderen Farbe schreiben und reflektieren Sie später, wie die Beiträge eines jeden Mitgliedes in das Gruppenergebnis eingeflossen sind.
Übernahme individueller Verantwortung
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